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zur Zeit nicht ausgestellt
Inv.-Nr.: Be 376

Säbel, «Saif», arabisch, möglicherweise Jemen, 1. Viertel 19. Jahrhundert

Silbergefäss, aus getriebenen und ziselierten Teilen zusammengesetzt, teilvergoldet. Sechskantige Parierstange, schmale Mitteleisen, kurze Parierstangenarme, Abschlüsse in Urnenform. Den Parierstangenkanten entlang eine fein ziselierte Bordüre. Vierkantiges Griffstück aus verlöteten Silberblechen, wohl über Holzkern, im Knaufbereich schnabelartig in Form eines maurischen Bogens. Das Griffmittelfeld ist glatt und leicht gewölbt, die Griffkanten sowie die Schmalseiten des Griffes sind mit fein ziselierten, ornamentalen Bändern dekoriert.
Rückenklinge, europäisch, wohl deutsch Ende 17. Jahrhundert (Länge 80 cm, Breite 3,8 cm), schmaler Hohlschliff im Rückenbereich, gegen die Klingenmitte gefolgt von einem breiten Hohlschliff. Ätzdekor stark berieben: Sonne und Halbmond. Teilvergoldete Silberscheide mit Holzkern, Kanten mit Dekorbändern in der Art der Griffbordüren. Das breite Mittelfeld der Scheide bedeckt ein feiner, dichter, filigranartig durchbrochen gearbeiteter Rankendekor, unterhalb des Mitteleisens eine kleine, scheibenförmige, arabisch beschriftete Kartusche: «Wie Gott will». Auf dem Scheidenrücken eine weitere Inschrift: «Gott allein – Werk des Hamadi (oder Jamadi) Sohn des Ali Habla (oder Jalad) für Ali Omar Al Hasoudi Nasr – Allah/Der ¬eifersüchtige Gott verleiht jenen Ruhm, die ihn als einzigen Gott anerkennen». Zwei Ringbänder.

Gesamtlänge: 94,8 cm, Gewicht (ohne Scheide): 695 g, Gewicht (mit Scheide): 1445 g
Provenienz: Galerie Koller, Zürich, 5. 11. 1965.

Kommentar

Bei drei weiteren Säbeln dieses seltenen arabischen Typs wird der Knauf, dessen Form an maurische Bogen erinnert, durch eine mehrteilige Silberkette mit dem Parierstangenende verbunden. Der Scheidendekor eines Exemplars aus der bekannten Slg. Henri Moser Charlottenfels im Bernischen historischen Museum (Inv. M.W. 1272) entspricht mit seinen Bordüren, dem ebenfalls von feinstem Rankenwerk bedeckten Mittelfeld, weitgehend der vorliegenden Waffe. Die Gefässformen sind identisch, geringfügige Unterschiede betreffen den Gefässdekor. Diesen charakteristischen Dekor unter Verwendung von Filigran, kleinen Plättchen und Kügelchen findet man u. a. auch auf Dolchen Saudiarabiens vom Typ «Dharia», deren Scheiden in einem länglichen, olivenförmigen Fortsatz enden. So stimmt der Scheidendekor eines Dolches (Dharia) in der Slg. P. Holstein (Kat. Nr. 60) als «Poignard du Yemen, dit des Wahhabites» bezeichnet, in wesentlichen Teilen, Ornamenten und Goldschmiedetechnik, mit dem Säbel der Slg. Carl Beck überein. Der Säbel aus der MoserSammlung ist mit einer alten, remontierten Damastklinge ausgestattet. Es scheint, dass eine nach orientalischer Art goldtauschierte, zusätzliche Inschrift, welche Sultan Suleiman den Prächtigen (reg. 1520 – 1566) erwähnt, erst nachträglich angebracht wurde. Nicht nur Damastklingen, auch europäische Klingen pflegten nahöstliche Waffenschmiede durch entsprechende Signaturen, Besitzerangaben und Inschriften aufzuwerten. So wurde die europäische Säbelklinge aus dem 18. Jahrhundert einer zu dieser arabischen Säbelgruppe gehörenden Waffe ( Slg. Charles Buttin, Kat. Nr. 1007) mit langen Inschriften und der Jahrzahl 1135 (1735) versehen. Für den «Saif» aus der Slg. Carl Beck sowie einen ähnlichen Säbel, der 1999 über das Auktionshaus Sotheby’s verkauft wurde, fanden ebenfalls -europäische Klingen aus dem 17./18. Jahrhundert Verwendung. Arabische Waffenschmiede verstanden sich auf die Herstellung von Dolchklingen, waren aber bei Säbelklingen oftmals auf Importe, umgearbeitetes älteres Material oder die Kenntnisse eingewanderter Spezialisten angewiesen.
(Die Übersetzung der arabischen Inschriften besorgten in verdankenswerter Weise Prof. Yves Besson, Universität Freiburg, sowie Samer und Lina Abdo, Denges VD).
Literatur: Roger N. Balsiger, Ernst J. Kläy, Bei Schah, Emir und Khan, Henri Moser Charlottenfels 1844 – 1923, Schaffhausen 1992, S. 95/96, Abb. Buttin, Catalogue op. cit., S. 261/262, Nrn. 1007/
1008. Elgood, Arms of Arabia op. cit., S. 10/33, 70/95. Holstein op. cit. 2. Bd., S. 256/258, Nrn. 60/61, Tafel 78. Jacob, Armes blanches op. cit., S. 138/144. Sotheby’s, Arts of the Islamic World, London, 14. 10. 1999, Nr. 134. Weapons of the Islamic World op. cit., S. 57/59. Zdzislaw Zygulski jun., Stara bron w polskich zbiorach, Warszawa 1984, S. 255, Nr. 259 a.