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zur Zeit nicht ausgestellt
Inv.-Nr.: Be 382

Degen, «Galadegen»,
japanisch/europäisch, 3.Viertel 18. Jahrhundert

Sawasa-Gefäss, aus gegossenen, ziselierten, vergoldeten und lackierten Teilen zusammengesetzt. Vasenförmiger Knauf, Halsansatz, Vernietknauf. Der Griffbügel mündet in die Griffbasis, Parierstangenarm mit gerundetem Ende, zwei Ziergriffringe, Stichblatt mit nierenförmigen Hälften. Alle Gefässteile weisen einen feinziselierten, etwas reliefierten, schwarz gelackten Dekor auf. Der fein gekörnte Grund wurde vergoldet. Der Dekor setzt sich aus blütenbesetztem, mehr oder weniger dicht angeordnetem Astwerk sowie Folgen von Blütenzweigen, Vögeln, Käfern und stilisierten Pagoden zusammen. In der Mitte des flachen, teilweise gerundeten Griffbügels Darstellung einer kleinen, stilisierten Sonne. Griff mit feiner vergoldeter, eventuell ergänzter Drahtwicklung, zwei Zwingen.
Dreikantige Klinge (Länge 78,3 cm, Breite 3,3 cm), tief gekehlte Seitenflächen. Schwarze Lederscheide, Eisengarnitur, Mundblech und Stiefel.

Gesamtlänge: 95,5 cm, Gewicht (ohne Scheide): 580 g, Gewicht (mit Scheide): 655 g
Provenienz: Galerie Fischer, Luzern, 2. 7. 1962.

Kommentar

Die massgebliche Publikation zur Ausstellung «Sawasa» von 1998/1999 behandelt erstmals umfassend die Problematik der als «Sawasa» bezeichneten Importwaren des 17./18. Jahrhunderts und des gleichnamigen, zu deren Herstellung verwendeten Materials und den damit verbundenen Techniken. Das japanische Verb «sawasu» bedeutet «etwas mit einer dünnen schwarzen Lackschicht bedecken, um das Glänzen zu verhindern». Die Bezeichnung «Sawasa» steht vor allem für Gegenstände die für den europäischen Markt bestimmt waren und die aus einer Kupfer-Gold-Silber-Legierung (ca. 95 – 99 % Kupfer, ca. 1 – 5 % Gold, Silber) hergestellt wurden, welcher man auch kleine Mengen von Arsen beimischte. Der fein ziselierte Dekor erhielt einen schwarzen oder braunen Lackbezug, den Grund hatte man zuvor vergoldet. In selteneren Fällen wurde der Dekor vergoldet und der Grund lackiert. Europäische, vor allem holländische Händler und Reisende, die derartige Objekte aus
Japan erwarben, bezeichneten diese ausnahmslos als «sawasa», obschon das dafür verwendete Material weitgehend mit dem bekannteren, japanischen «shakudô» identisch ist. Die Gemeinsamkeiten von «shakudô» und «sawasa» beschränken sich jedoch auf die Legierung, das Erscheinungsbild der Gegenstände und deren Verarbeitung machen die Unterschiede deutlich. Bei Sawasa-Objekten sind die Formen europaorientiert und die schwarzen Flächen lackiert, um das Metall dunkel glänzend erscheinen zu lassen. Die für die Shakudô-Technik typische dunkle, glänzende Patina erzielte man mittels Chemikalien und nachträglichem Polieren. Es ist daher aus technischen und historischen Gründen angebracht, den Shakudô-Begriff restriktiver und nur für Objekte anzuwenden, die basierend auf der japanischen Kultur primär für den heimischen Markt geschaffen wurden. Als Sawasa-Produkte erscheinen in den holländischen Quellen zu Ende des 17. Jahrhunderts Griffwaffengefässe, Tabakdosen und andere Raucherutensilien. Sie gelangten hauptsächlich mit den Schiffen der holländischen ostindischen Kompanie nach Europa. Die importierten Griffwaffengefässe wurden primär von holländischen Degenschmieden verarbeitet, unter den Abnehmern finden sich aber auch französische und deutsche Griffwaffenhersteller. Obschon unterschiedlich signiert, stammen die verwendeten Klingen zumeist aus Solingen. Ein Sawasa-Degengefäss auf einer Waffe im Metropolitan Museum of Art entspricht formal, verarbeitungs- und dekormässig dem Beispiel aus der Slg. Carl Beck und dürfte aus der gleichen Werkstatt stammen.
Literatur: Sawasa, japanese export art in black and gold, 1650 – 1850, Katalog Rijksmuseum, Amsterdam 1998/99, S. 15/42, S. 52, A. 12.1 mit Abb. Dean, Court & Hunting Swords op. cit., S. 23, Nr. 37, Tafel 28.