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zur Zeit nicht ausgestellt
Inv.-Nr.: Be 118

Säbel,
schweizerisch, kantonal, um 1830, Offizier, Waadt und andere Kantone

Messinggefäss, aus gegossenen und ziselierten Teilen zusammengesetzt, vergoldet, berieben. Vierkantige Knaufkappe mit Löwenkopfabschluss, seitlich Blattwerkdekor, geschweifter, flacher Griffbügel, im Zentrum mit Löwenkopfdarstellung, gewinkelt in die Parierstange übergehend. Die vierkantige Parierstange endet in einem gerillten, ortwärts gebogenen, kugeligen Abschluss. Das stark ortwärts gebogene, schildförmige Stichblatt mit Volutenabschlüssen zeigt im Zentrum eine Rütlischwurszene zwischen Blattwerk. Schwarzer, vierkantiger Ebenholzgriff, auf der Vorder- und Rückseite mit Zierrillen, eine dekorierte Zwinge.
Rückenklinge (Länge 76 cm, Breite 3 cm), beidseitig ein Hohlschliff im Rückenbereich, Ätzdekor vergoldet. Schwarze Lederscheide um 1840/50, Messinggarnitur vergoldet, berieben, Mundblech mit Tragring, ein Ringband, Stiefel mit Ortknopf.

Gesamtlänge: 90 cm, Gewicht (ohne Scheide): 750, Gewicht (mit Scheide): 1060 g
Provenienz: Antiquar Otto Staub, Freiburg 1961.

Kommentar

Als Stichblattdekor wurde die Rütlischwurszene im Anschluss an das erste grosse schweizerische Offiziersfest von 1822 in Langenthal populär. Zur Erinnerung an diesen in zeitgenössischen Berichten mit begeisterten Worten geschilderten Anlass wurden silberne und bronzene Medaillen geprägt, welche einerseits die Rütlischwurszene, andererseits die um die Schweizerfahne gruppierten Kantonsfahnen zeigen. Der um 1830 auf Griffwaffen-
gefässen anzutreffende «Rütlischwurdekor» basiert mehrheitlich auf der von Jean François Antoine Bovy (1795 – 1877) und Louis Fournier (1770 – 1833) 1822 in Genf geschaffenen Erinnerungsmedaille. Die Motive wurden von den Gefässherstellern, zumeist Gürtlern, in nahezu unveränderter Form übernommen. Eine seltene Ausnahme stellt die vorliegende Waffe dar, deren Rütlischwurszene als eigenständige Kreation eines unbekannten Künstlers oder Gürtlers zu bezeichnen ist. Ein Säbel mit identischem Gefäss besitzt das Musée
militaire vaudois, Morges, Inv. Nr. 2850. Er gehörte dem Waadtländer Hauptmann Felix
Jaccard (1807 – 1869), der 1831 am Aufstand in Neuenburg, am Sonderbundskrieg von 1847 und an der Grenzbesetzung 1856/57 teilgenommen hatte.
Literatur: Schneider/Meier, Griffwaffen op. cit., S. 90. Jürg A. Meier, Schweizerische Griffwaffen der Restaurationszeit, Zeugen eines erstarkten Nationalbewusstseins, Katalog, Ausstellung zum 25jährigen Jubiläum, Schweiz. Gesellschaft für Historische Waffen- und Rüstungskunde, Grandson 1987, S. 22/31.