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zur Zeit nicht ausgestellt
Inv.-Nr.: Be 134

Degen, englisch/schweizerisch um 1855/1856, Offizier, British Swiss Legion. Klinge signiert Wester & Co., Solingen.

Verschraubtes Messinggefäss vergoldet, berieben. Griffkappe im Knaufbereich mit stilisiertem Blattmuster, die spitzovale Nietebene ist dreifach gestuft, abschraubbarer, kugeliger Vernietknauf. Der breite, flache Griffbügel, der gerollt endende Seitenbügel sowie der quartseitige Seitenbügel münden in die Parierstange, eine terzseitig der Parierstange befestigte Messingscheibe wird vom Seitenbügel und Stegen umschlossen. Der gegossene und ziselierte Dekor dieser Scheibe besteht aus einem Schweizerkreuz zwischen Eichenlaub und Lorbeer vor fein punziertem Grund. Der Abschluss des kurzen Parierstangenarms ist walzenförmig. Mit Fischhaut (franz. «le galuchat») bespannter, gerillter Griff, feine versilberte Kupferdrahtwicklung.
Rückenklinge (Länge 77 cm, Breite 2,3 cm), volle Wurzel, geschlagene Signatur, «WESTER & CO SOLINGEN «, Qualitätsangabe, «Eisenhauer», dann breiter Hohlschliff, gravierte Signatur, «Wester & Co Solingen», gravierte Qualitätsangabe, «Coupe-fer», beiseitig ein graviertes Schweizerkreuz im Strahlenkranz, Klingenquerschnitt im Ortbereich rhombisch.

Gesamtlänge: 91,7 cm Gewicht: 710 g
Provenienz: Reinhart, Neuenburg 1954.

Kommentar

Das Gefäss dieser Waffe entspricht weitgehend dem Modell 1822 für englische Infanterieoffiziere. Unterschiede betreffen das Fehlen eines abklappbaren, quartseitigen Parierbügels oder Stichblatts sowie der Austausch des durchbrochen gearbeiteten Königsmonogramms durch ein Medaillon mit Schweizerwappen. Das englische Modell ist zudem mit einer leicht gebogenen Klinge ausgestattet, die Scheide war aus Leder. Ein gleicher, der vorliegenden Waffe entsprechender Degen mit Eisenscheide befindet sich im Schweiz.Landesmuseum (LM12867). Mit «Coupe fer» oder «Eisenhauer» wurden vor allem in der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts Klingen besonderer Qualität bezeichnet mit denen man als Probe einen Eisenstift von einem gewissen Durchmesser durchschlagen konnte ohne dass die Klinge dabei Schaden nahm.
Bei beiden Waffen handelt es sich um Einzelanfertigungen, welche im Auftrag von Schweizern auf Bestellung ausgeführt worden sind. Als Auftraggeber kommen Offiziere der während dem Krimkrieg (1854-1856) im Solde Englands organisierten britisch-schweizerischen Legion in Frage. Die zwei vorübergehend in England stationierten Regimenter der Legion wurden am 17.November 1855 nach Smyrna eingeschifft, kamen jedoch nicht mehr zum Einsatz und wurden 1856 aufgelöst. Dieser Degen dürfte von seinem Besitzer vermutlich auch noch bei militärischen Einsätzen in der Schweiz verwendet worden sein.
Literatur: Schneider/Meier, Griffwaffen op.cit., S.50, Typ A. Brian Robson, Swords of the British Army, the Regulation Patterns 1788 to 1914, London 1996, S.157-162, Abb.144-151. Joh.Jakob Romang, Die Engl.Schweizerlegion und ihr Aufenthalt im Orient, Langnau 1857, mit Offiziersetat. P.de Vallière, Treue und Ehre, Geschichte der Schweizer in fremden Diensten, Lausanne 1940, S.739. Heribert Seitz, Eisenhauer, the concept and its implication, in: Svenska Vapenhistoriska Sällskapets Skrifter, nlle.série V, S. 37-52, 6 Abb. Jean Perfettini, Le galuchat, un matériau mystérieux, une technique oubliée, Edition H.Vial 2005, S.12-23.