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zur Zeit nicht ausgestellt
Inv.-Nr.: Be 169

Degen, italienisch/Kirchenstaat, um 1850, Offizier.
Entspricht dem sardinisch-piemontesischen Modell 1833, der sog. «Albertina».

Verschraubtes Messinggefäss, vergoldet, berieben. Kugeliger Knauf, gekehlter Halsansatz, grosser Vernietknauf mit langem Hals und horizontaler Abschlussscheibe, der als Schraube dient. Der im Knauf verschraubte Griffbügel von ovalem Querschnitt mündet in die Parierstange, die Parierstangenarme sind knaufwärts gebogen, den Griffbügel verbindet ein grosser Griffring mit der Griffbasis. Das herzförmige, auf der Unterseite gebörtelte Stichblatt endet mit seinem flächigen, geraden Abschluss im Griffbügelansatz. Den Griff bedecken zwei gerillte Silberhülsen mit gestanztem Drahtmuster, Zwingen.
Rückenklinge (Länge 86,3 cm, Breite 2,4 cm), volle Wurzel und voller Klingenansatz, breiter Hohlschliff, mündet im Ortbereich in einen doppelten Hohlschliff, Ätzdekor: Terzseite - päpstliches Wappen, gekreuzte Schlüssel darüber die Tiara. Quartseite - Medaillon mit Devise, « VIVA PIO IX.» ( Papst Pius IX., reg.1846-1878) .

Gesamtlänge: 102,5 cm Gewicht: 790 g
Provenienz: Aus Privatbesitz, Littau (Kt.Luzern) 1965.

Kommentar

Der Degen entspricht dem sardinisch-piemontesischen Modell 1833, dessen Bezeichnung «Albertina» erinnert an König Karl Albert von Sardinien-Piemont (reg.1831-1849) den zur Zeit der Einführung dieses Degenmodells regierenden Monarchen. Seit Beginn des Pontifikates von Papst Pius IX. im Jahre 1846 bis zur Eroberung Roms im September 1870 wurde die «Albertina» auch von Offizieren der päpstlichen Truppen getragen. Unter den Soldaten und Offizieren, die den Kirchenstaat und zuletzt seit dem 20.September 1870 Rom bei der Porta Pia und der Porta San Giovanni verteidigten, befanden sich auch viele Schweizer in päpstlichen Diensten. Die ca. 8000 Mann starke Besatzung von Rom unter dem Kommando des Walliser Generals Raphaël de Courten war trotz tapferer Gegenwehr dem Ansturm der ca. 60'000 Piemontesen unter General Cadorna nicht gewachsen. Papst Pius IX. kapitulierte um ein weiteres Blutvergiessen zu vermeiden. Alle päpstlichen Truppen wurden gefangengenommen, nach Civitavecchia geführt und die Ausländer, damit auch die Schweizer, in die Heimat entlassen. Einzig die päpstliche Schweizergarde erhielt die Erlaubnis ihren Dienst im Vatikan fortzusetzten. Der Degen aus der Slg.C.Beck dürfte aus dem Besitz eines Schweizer Offiziers in päpstlichen Diensten stammen.
Literatur: Cesare Calamandrei, Armi bianche militari italiane, 1814 - 1950, Firenze 1987, S.312-314. Cesare Calamandrei, Storia dell'Arma bianca italiana da Waterloo al nuovo Millenio, Firenze 1999, S. 45-47, 437. Hans Kühner, Lexikon der Päpste, Frankfurt a.M./Hamburg/Zürich 1960, S.175-178. H.Ganter, Histoire des Régiments Suisses au Service d'Angleterre, de Naples et de Rome, Genève 1893, S.457-496. P.de Vallière, Treue und Ehre, Geschichte der Schweizer in fremden Diensten, Lausanne 1940, S.735-736.