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zur Zeit nicht ausgestellt
Inv.-Nr.: Be 216

Degen, bayerisch um 1780, Dragoner.

Messinggefäss, aus gegossenen und geschmiedeten Teilen zusammengesetzt. Grosser, pflaumenförmiger Knauf, Halsansatz, Vernietknauf. Der vierkantige, breiter werdende Griffbügel sowie der S-förmig geschweifte Seitenbügel mit einer zusätzlichen Spange münden in das herzförmige Stichblatt. Zwischen den beiden Stichblatthälften im Einschnitt wurde ein kurzer und flacher Parierarm eingesetzt, quartseitig ein Daumenbügel. Griff mit Messingdrahtwicklung, zwei Zwingen.
Rückenklinge ( Länge 86,6 cm, Breite 3,8 cm), volle Wurzel, breites Hohlschliffpaar, im Rückenbereich wird einer der beiden Hohlschliffe von einem Kannelürenpaar abgelöst, Ort gerundet. Beidseitig gleicher Ätzdekor im Anbsatzbereich: Ornament, Initiale «CT» von Kurhut (Krone) überhöht ( Kurfürst Carl Theodor von der Pfalz-Bayern, reg. seit 1743 in der Pfalz, von 1777-1799 auch in Bayern). Braune Lederscheide, Messingmundblech mit Eisentragring, Ringband fehlt, stiefelartiger Scheidenabschluss in die Scheide eingelassen und vom Leder bedeckt.

Gesamtlänge: 103,5 cm Gewicht (ohne Scheide): 1430 g
Provenienz: Scherzinger, Sargans (Kt.St.Gallen) 1956.

Kommentar

Der um 1780 nach dem Regierungsantritt des Kurfürsten Carl Theodor von der Pfalz bei der bayerischen Kavallerie eingeführte Degen oder Pallasch entspricht weitgehend dem 1767 in Frankreich angenommenen «forte épée». Im Unterschied zur französischen Vorlage ist die bayerische Variante zusätzlich mit einem Daumenbügel ausgestattet, die terzseitige Spange wurde näher beim Seitenbügel platziert. Die Degen gemäss französischem Modell 1767 sind entweder mit vollen Rückenklingen oder Rückenklingen, die beidseitig einen breiten Hohlschliff aufweisen, ausgestattet. Bei den bayerischen Reiterpallaschen gab man Klingen mit zwei Hohlschliffen von gleicher Grösse den Vorzug, wobei der Hohlschliff im Rückenbereich in ein Kannelürenpaar übergeht.
Literatur: Aries, Armes blanches, Vol.VI 1967, «Forte épée de la cavalerie modèle du 25 avril 1767». Gerd Maier, Süddeutsche Blankwaffen, 3.Teil, Bayern, Oberhöfen 1970, Degen «nach 1780». Gerd Maier, Bayerische Blankwaffen, 1.Teil, Biberach a.Riss 1983, S.172-177.