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zur Zeit nicht ausgestellt
Inv.-Nr.: Be 273

Degen, deutsch/holländisch um 1650/1660, sog. «épée wallone». Klinge gezeichnet mit einer Nachahmung des «Passauerwolfs» und der ebenfalls nachgeahmten, spanischen Signatur, «Sahagom» für «Sahagun» aus Toledo. Die wohl in Solingen hergestellte Klinge weist zudem eine geschlagene Marke in der Art des Amsterdamer Wappens auf.

Eisengefäss, ursprünglich geschwärzt, berieben. Gequetschter, kugeliger Knauf, Vernietknauf, der im Knauf verschraubte, gerundete und in der Mitte breitere Griffbügel mündet in die Pariestange und die Stichblattfassungen, kurzer, vierkantiger Parierstangenarm mit breitem, gerundetem, ortwärts gebogenem Abschluss, letzterer mit einer punzierten, kleinen vierblättrigen Blüte gezeichnet (Marke?). Die ovalen, einseitig zugespitzten Stichblattbleche von leicht unterschiedlicher Grösse mit einem durchbrochen gearbeiteten, regelmässigen aus Sternen und Punkten bestehenden Muster sind in flachen, gerundeten Eisenfassungen fixiert, Griffbasis und quartseitige Fassung sind durch einen Daumenbügel miteinander verbunden. Sechskantiger Griff mit feiner Eisendrahtwicklung, Türkenzöpfe.
Zweischneidige Klinge ( Länge 89,6 cm, Breite 4 cm), linsenförmiger Querschnitt, im Ansatzbereich ein kurzer Mittelhohlschliff, geschlagene Marke, dazu beidseitig die von einer Krone überhöhte Marke in der Art des Amsterdamer Wappens und die Beschriftung, «SAHAGOM» gefolgt vom Wolfszeichen.

Gesamtlänge: 105 cm Gewicht: 1180 g
Provenienz: Antiquar Kurt Schwab, Bern 1952.

Kommentar

Die Klinge dieser in Soligen gefertigten Waffe wurde aus Gründen der besseren Verkäuflichkeit mit dem Namen der bekannten, in Toledo tätigen Klingenschmiede «Sahagun» versehen. Mit einem weiteren Zeichen, dem für Passau stehenden Wolf, wurde ebenfalls aus Vertriebsgründen auf das damals allgemein bekannte Signet der einstmals berühmten Griffwaffenproduktionsstätte zurückgegriffen. Die Bedeutung der Marke in der Art des Amsterdamer Wappens, das auf den Klingen dieser Degen häufig anzutreffen ist, konnte bisher noch nicht mit Gewissheit ermittelt werden. Es scheint, dass diese Marke keinen offiziellen Charakter hat und nicht in Amsterdam angebracht worden ist. Die Möglichkeit, dass diese Markierung auf Veranlassung eines in Amsterdam ansässigen Händlers von einem auswärtigen Lieferanten, z.B. in Solingen, vorgenommen wurde, ist nicht von der Hand zu weisen. So finden sich in der Solinger-Messermacherrolle Zeichen die dem Amsterdamer Wappen mit den drei Kreuzen auffallend ähnlich sind. Weil sogar das Signet der holländischen Ostindienkompanie, «VOC», Eingang in die Messermacherrolle gefunden hat, ist es durchaus möglich, dass ein Solinger Messer- oder Schwertschmied, auch ein Kaufhändler bereits um die Mitte des 17.Jahrhunderts eine dem Amsterdamerwappen sehr ähnliche Marke als persönliches Zeichen beanspruchte.
Literatur: Aries, Armes blanches op.cit., Vol.VII 1968, «Wallone de Solingen à pontat double supposée être celle de 1679». Puype, Visser Collection op.cit., Vol.1, Part 3., S.144- 155, Nr.549. Erika Schlesinger, Solinger Handwerkszeichen, Die Zeichen der Messermacher-Rolle von 1684 und ihre Besitzfolge bis 1875, Duisburg 1978, S.53, 116, 117, 230, 231. J.P.Puype, A.A.Wiekart, Van Maurits naar Munster, tactiek en triomf van het Staatse leger, Delft 1998, S.113-116, Nrn.66-69.