zurück
zur Zeit nicht ausgestellt
Inv.-Nr.: Be 105

Säbel, schweizerisch, kantonale Ordonnanz Ende 18.Jahrhundert, Infanterie, Genf.

Rötliches Messinggefäss, aus gegossenen und geschmiedeten Teilen zusammengesetzt. Der Rücken des massiven Griffstücks ist in der Art einer Griffkappe gearbeitet und verfügt über einen mit neunzehn Rillen versehenen Griffteil. Dieser endet in einem Adlerkopf mit Vernietknauf. Der flache, gewinkelte Griffbügel mündet in die ebenfalls flache, jedoch vierkantige Parierstange mit knaufwärts gerichteten halben Mitteleisen.
Volle Rückenklinge (Länge 58 cm, Breite 3,1 cm), im Ortbereich zweischneidig, Grootspitze, beidseitig gleicher Ätzdekor: Genferwappen zwischen Zweigen , über dem Wappen ein Schriftband mit Devise, «IN TENEBRIS LUX», dazu in der Mitte «HIS» im Strahlenkranz. Schwarze Lederscheide, Messinggarnitur, Mundblech mit Tragknopf, Stiefel.

Gesamtlänge: 71,2 cm Gewicht (ohne Scheide): 615 g
Provenienz: unbekannter Antiquar, Genf 1957.

Kommentar

Der Säbel dessen Griff in einem Adlerkopf endet, dem Wappentier der Stadt und des Kantons Genf, basiert auf dem französischen Modell von 1767 für Grenadiere. Das einfache Gefäss besteht aus zwei Gussstücken, dem Griffteil und dem gewinkelten Griffbügel. Die knaufwärts gerichteten Mitteleisen dienen zur Fixierung des Griffstücks. Vor allem das gegossene mit 19 bis 20 Rillen versehene Griffstück erwies sich im Vergleich zu den bisherigen, reparaturanfälligen, drahtumwickelten Holzgriffen als robust und praktisch. Neben den vollen Säbelklingen fanden für diese Genfersäbel auch Klingen mit breiten Hohlschliffen Verwendung, welche man zuweilen zusätzlich mit Rückenkannelüren ausstattete. Waffen, die gebläute Klingen und einen vergoldeten Ätzdekor aufweisen, dürften für Unteroffiziere bestimmt gewesen sein. Auf dem vorliegenden Exemplar wurde die Devise anstatt mit dem offiziellen «POST TENEBRAS LUX» mit «IN TENEBRIS LUX» wiedergegeben, das übliche «IHS» (IESUS HOMINUM SALVATOR) erscheint fälschlicherweise als «HIS».
Der für den geätzten Klingendekor verantwortliche Handwerker scheint bei der Umsetzung der Vorlage einige Mühe gehabt zu haben. Der Säbel dürfte in Genf in den letzten beiden Jahrzehnten des Ancien Régime eingeführt worden sein und wurde während der Besetzung und Annexion durch Frankreich 1798 - 1813 weiterhin verwendet. Die Waffe fand daher auch Eingang in die französische Griffwaffenliteratur. Beim Gefäss lassen sich nach 1800 geringfügige Änderungen, respektive Varianten feststellen, die vor allem das Ende des Parierstangenarms und das Weglassen der Mitteleisen betreffen.
Literatur: Aries, Armes blanches op.cit., Vol.V 1967, «Les sabres des grenadiers d'infanterie de l'ordonnance du 25 avril 1767 à la Révolution». Lhoste/Resek, Sabres op.cit., S.146-147, Nr.211, 212. Jean Pierre Martin, Les armes blanches de la Révolution, La Tour-du-Pin 1985, S.87. Louis Mühlemann, Wappen und Fahnen der Schweiz, Zürich 1977, S.150-155. Rudolf Wegeli, Inschriften auf mittelalterlichen Schwertklingen, in: Zeitschrift für hist.Waffenkunde, Bd.3, Dresden 1902/5, S.225, Anm.72. Schneider/Meier, Griffwaffen op.cit., S.65.