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zur Zeit nicht ausgestellt
Inv.-Nr.: Be 427

Hirschfänger,
französisch, um 1780

Messinggefäss, aus geschmiedeten und ziselierten Teilen zusammengesetzt, Parierstange mit kurzen, gerundeten Armen, verdickte, etwas knauf- und ortwärts gebogene Enden, breiter, durchbrochen gearbeiteter Parierbügel, Dekor: in der Mitte ein ovales Medaillon mit drei Blüten, darüber ein schleifenverzierter Blattkranz, Seitenflächen gitterartig durchbrochen. Beschnitzter Elfenbeingriff mit Löwenkopfabschluss, Grifffläche gerundet, wenige Zierrillen, einfache Messingdrahtwicklung, Zwinge.
Leicht gebogene, volle Rückenklinge (Länge 43,5 cm, Breite 2,6 cm), Pandurspitze, Ätzdekor: beschriftetes Band «V[ivat] Pandur», dazu Pandurdarstellung sowie drei Krückenkreuze, Ranken.

Gesamtlänge: 59 cm, Gewicht : 460 g
Provenienz: Auktion Galerie Fischer, Luzern, 22. 11. 1962.

Kommentar

Auf Hirschfängerklingen aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts findet man häufig die Devise «Vivat Pandur» sowie die Darstellung eines eigentümlich gekleideten Kriegers. Der Begriff «Banderium», umgangssprachlich «Pandur», diente ursprünglich als Bezeichnung eines Feudalaufgebots, das sich aus ungarischen und kroatischen Adeligen zusammensetzte, er lässt sich schon im 16. Jahrhundert nachweisen. Bekannt wurden die Panduren vor allem durch das von Franz Freiherr von der Trenck (1711 – 1749) geschaffene gleichnamige Freikorps. Trenck, Abkömmling einer reichen slawonischen Familie, geboren in Reggio (Kalabrien), wurde nach Studien in Wien schon mit 16 Jahren Offizier, seine ausserordentliche Körperkraft, seine Wildheit und Tapferkeit, verleiteten ihn oftmals zu fragwürdigen, militärisch nicht immer relevanten Aktionen. 1741 stellte er Kaiserin Maria Theresia im Österreichischen Erbfolgekrieg (1741 – 1748) sein «Panduren-Freicorps» zur Verfügung. Es bestand hauptsächlich aus Fusstruppen, die als Bewaffnung u. a. lange Messer mit gekrümmten Klingen und einem charakteristischen Ort, der «Pandurspitze», führten. Ihre unkonventionelle Freischärlertaktik im Krieg gegen Preussen, eine ungewohnte Brutalität und Beutegier verhalfen den Panduren nicht nur in preussenfeindlichen Ländern zu einer gewissen Popularität, was geschäftstüchtige Klingenhersteller und Waffenhändler bewog, entsprechend verarbeitete und dekorierte Pandurklingen ins Sortiment aufzunehmen.
Literatur: Aylward, Small-sword op. cit., S. 59. Martin Stiegler, Europäische Hirschfänger, 1994,
S. 32/33, Nr. 8. Seifert, Hirschfänger op. cit., S. 70/76.