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zur Zeit nicht ausgestellt
Inv.-Nr.: Be 112

Säbel, schweizerisch, kantonal 2.Viertel 18.Jahrhundert, Infanterie, Bern. Klinge signiert und 1750 datiert von Degenschmied Johann Friedrich Gruner (1714 -1762), Bern.

Eisengefäss, gegossener Löwenkopfknauf aus Messing, Griff- und separater Seitenbügel sind durch eine diagonale Spange miteinander verbunden und münden in die Parierstange resp. das Stichblatt. Griff- und Seitenbügel aus Rundeisen weisen als Dekor je ein kleines Kugelpaar auf. Parierstange mit Knopfende ortwärts gebogen. Quartseitig eine weitere Spangenverbindung zwischen Griffbügel und Stichblatt, dazu ein Daumenbügel. Zweiteiliges Stichblatt, die nierenförmigen Stichblätter aus Messingblech von leicht unterschiedlicher Grösse wurden in Rundeisenfassungen fixiert. Die Bleche weisen einen einfachen, ziselierten ornamentalen Dekor auf. Spiralig gerillter Holzgriff mit einfacher Messingdrahtwicklung, zwei Zwingen.
Anfänglich volle Rückenklinge (Länge 63 cm, Breite 3,1 cm), dann im Rückenbereich Hohlschliff, Grootspitze. Ätzdekor beim Klingenansatz: Terzseite - Devise in grosser Schrift, «Für Gott und das Vatterland». Quartseite - Signatur, «Gruner fecit in Bern», darüber die Jahrzahl 1750 und das bekrönte Bernerwappen. Schwarze Lederscheide alt ergänzt, Messinggarnitur, Mundblech und Stiefel.

Gesamtlänge: 77,2 cm Gewicht (ohne Scheide): 650 g
Provenienz: Aus Privatbesitz, Bern 1961.

Kommentar

Das in das zweite Viertel des 18.Jahrhunderts zu datierende Gefäss erhielt nachträglich eine Grunerklinge von 1750. Dieser Klingentyp fand hauptsächlich für Säbel der kantonalen Ordonnanz von 1750 Verwendung, die mit einem messingenen Gefäss mit Löwenkopfknauf ausgestattet waren, vgl. Säbelgefäss B 80. Johann Friedrich Gruner (1714-1762) war nach seiner Rückkehr von der Wanderschaft seit 1737 in Bern tätig und belieferte von 1738 bis 1761 das Zeughaus. Nach seinem Tode 1762 wurde wegen zu grosser Verschuldung 1763 im Rahmen eines «Geltstags» (Konkursverfahren) sein Nachlass inventarisiert und liquidiert (Staatsarchiv Bern, B IX.1438, S.40-50). Zum den Themen schweizerische Säbel mit Löwenkopfknäufen und Degenschmied Gruner, vgl. Kommentare zu den Waffen B 49, B 439.
Literatur: Schneider, Schweizer Waffenschmiede op.cit., S.125. Wegeli, Schwerter und Dolche op.cit., S.110, Nr.407, Gefäss, S.188, Nr.692, gleicher Klingentyp. Angaben aus dem Staatsarchiv Bern.