Messinggefäss, aus gegossenen und ziselierten Teilen zusammengesetzt, vergoldet. Helmknauf, Griffbügel in Parierstange mit kurzem Arm mündend. Parierstangenabschluss etwas verdickt, Palmettendekor. Das Mittelstück des flachen Griffbügels weist im Zentrum einen Dekor auf, der aus einer stilisierten Blüte zwischen zwei kurzen Lorbeerzweigen besteht. Ovales Stichblatt, Dekor: im Zentrum das Berner Wappen von einer Krone überhöht, zwischen Eichenlaub und Palmzweigen. Die kleinere Stichblatthälfte ist körperwärts abklappbar. Schwarzer, vierkantiger Holzgriff, auf der Vorder-und Rückseite geschnittene Waffelmuster, zwei Zwingen.
Zweischneidige Klinge (Länge 81,5 cm, Breite 4,2 cm), sechskantiger Querschnitt, Wurzelhälfte gebläut, vergoldeter Ätzdekor: Signatur, «Gebr. Weyersberg in Solingen», beschriftet, «Treu & Ehre/Vaterland», Trophäen. Schwarze Lederscheide, vergoldete Messinggarnitur, Mundblech ohne Tragknopf (fehlt), Stiefel mit Schlepper.
Gesamtlänge: 98,4 cm, Gewicht (ohne Scheide): 1050 g, Gewicht (mit Scheide): 1290 g
Provenienz: Auktion Galerie Fischer, Luzern 1957.
Es ist noch eine weitere Waffe mit einem vergleichbaren, helmknaufgeschmückten Degengefäss bekannt, auf deren Stichblatt das gekrönte Bernerwappen in ähnlicher Art und Weise eine zentrale Stelle einnimmt. Die Waffe gehörte dem Prinzen Louis Napoleon, dem späteren Napoleon III. (1808 – 1873), der 1834 zum bernischen Artilleriehauptmann befördert worden war. Der Bernerdegen des Prinzen befindet sich heute in der Sammlung Schloss Arenenberg, Kt. Thurgau, das seine Mutter, Hortense de Beauharnais, Gattin von Louis Bonaparte (1806 – 1810, König von Holland), 1817 erwarb und bis zu ihrem Ableben 1837 mit ihrem Sohn bewohnte. Der Degen aus der Slg. Carl Beck dürfte ebenfalls aus dem Besitz einer hochgestellten Persönlichkeit, wohl eines Berners stammen, möglicherweise dem Präsidenten des bernischen Kriegsrates, Franz Karl von Sinner (1801 – 1865), an welchen Louis Napoleon am 18. Juni 1834 sein Gesuch richtete, als Artillerieoffizier mit den Berner Truppen an Manövern in Thun teilnehmen zu können. Bei beiden Degen handelt es sich offensichtlich um lokale Einzelanfertigungen unter Verwendung importierter deutscher Klingen.
(Das Napoleonmuseum Arenenberg, Salenstein, Kt. Thurgau, Konservator Dominik Gügel, stellte freundlicherweise den Degen von Louis Napoleon zur Verfügung.)
Literatur: Schneider/Meier, Griffwaffen op. cit., S. 34 mit Abb. Emil Blösch, Prinz Louis Napoleon in Bern, Berner Taschenbuch, 30. Jg. 1881, S. 221/229. André Damien Batonnier, La jeunesse suisse de Napoleon III, Souvenir Napoleonien, Nr. 289, 1976, S. 16/26. Dominic Pedrazzini, Le prince
Louis Napoleon à Thoune où rencontre avec un maître, Souvenir Napoleonien, Nr. 289, 1976, S. 27/30. Jürg A.Meier, Der Stock des Carbonaro und ein Berner Degen, in: Zeitschrift für historische Waffen- und Kleidungsgeschichte, Heft 2, 2013, S.195-201.