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zur Zeit nicht ausgestellt
Inv.-Nr.: Be 196

Säbel,
französisch, um 1790/1795, Offizier, Garde nationale, Volontaires nationaux

Messinggefäss, aus gegossenen und geschmiedeten Teilen zusammengesetzt, vergoldet. Griffkappe mit helmförmigem Abschluss, flacher Griffbügel, grosser S-förmig geschweifter Seitenbügel, daneben ein weiterer kleiner ebenfalls geschwungener Seitenbügel. Griff- und Seitenbügel münden in das durchbrochen gearbeitete Stichblatt oder sind am Stichblatt befestigt. Zwischen den beiden Seitenbügeln wurde ein Dekorstück eingesetzt. Es zeigt einen schreitenden Löwen, der eine Keule trägt, deren Ende eine phrygische Mütze bedeckt. Als Staffage dient eine stilisierte Eiche, die auf Zweiggrösse reduziert wurde. Belederter, gerillter Griff mit einfacher Kupferdrahtwicklung.
Rückenklinge (Länge 94 cm, Breite 3,8 cm), breiter Hohlschliff, Rückenkannelüre, Ätz¬dekor: Trophäen, Ornamente. Schwarze Lederscheide, teilweise einfach durchbrochene Messinggarnitur, Mundblech mit Tragring und Tragknopf, Ringband, langer Stiefel, Eisenschlepper.

Gesamtlänge: 109 cm, Gewicht (ohne Scheide): 1050 g, Gewicht (mit Scheide): 1650 g
Provenienz: Antiquar Zbinden-Hess, Bern 1955.

Kommentar

Im Gefolge der französischen Revolution wurde der Säbel zur bevorzugten Waffe des dritten Standes, ganz allgemein des «Citoyen». Der Degen, Waffe der Aristokratie und des sich bis 1789 vor allem aus dem Adel rekrutierenden Offizierskorps, war als ein Symbol des Ancien Régime in revolutionären Kreisen verpönt. Der im Entstehen begriffenen Garde Nationale, vor allem aber den seit 1791 ausgehobenen «Volontaires Nationaux«wurde mit den noch vorhandenen Linientruppen die Verteidigung des von konservativen Kräften bedrohten Frankreich übertragen. Die Begeisterung und den Willen, die Errungenschaften der Revolution zu verteidigen, dokumentieren auch eine grosse Anzahl von Säbeln aus der Zeit von 1789 – 1795. Die meistens von unbekannten Degenschmieden, unterstützt von Gürtlern, hergestellten Waffen, wurden mit phantasievoll gestalteten Gefässen und Klingen ausgestattet, deren Dekor hauptsächlich aus patriotischen Symbolen und Devisen besteht. Diese Griffwaffen bestechen sowohl durch ihre originelle Form, als auch ihre politische Aussage. Auf dem Säbel der Slg. Carl Beck repräsentiert der Löwe die Stärke des Volkes, welcher, mit einer herkulischen Keule bewaffnet, die Freiheit, symbolisiert durch die phrygische Mütze, zu beschützen weiss.
Literatur: Lhoste/Resek, Sabre op. cit., S. 362, Nrn. 693/695. Jean Pierre Martin, Les armes blanches de la Révolution, La Tour-du-Pin 1985, S. 123, Abb., Griffkappe mit Helmabschluss, S. 125 «modèle au lion, armée de la massue coiffée du bonnet phrygien», S. 129 «Officier de la Garde Nationale…monture au lion». Aux Armes Citoyen ! Les sabres à emblèmes de la Révolution, Katalog, Musée de la Révolution Française, Château de Vizille 1987, S. 78, Nr. 44 mit Abb.