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zur Zeit nicht ausgestellt
Inv.-Nr.: Be 274

Säbel,
französisch oder deutsch, um 1800, Offizier, leichte Kavallerie

Eisengefäss, achtkantige Knaufkappe mit zwei langen Lappenfortsätzen über den Schmalseiten des Griffes, die Knaufkappe endet in einer exzentrischen, achtkantigen Knaufscheibe. Flacher, vierkantiger Griffbügel, gewinkelt in die Parierstange übergehend. Die flache, vierkantige Parierstange mit spitzovalen, glatten Mitteleisen mündet in einen leicht ortwärts gebogenen Palmettenabschluss. Griff mit feiner Kupferdrahtwicklung.
Rückenklinge (Länge 85,5 cm, Breite 3,4 cm), Mittelgrat zwischen zwei breiten Hohlschliffen. Der geätzte, gebläute und vergoldete Dekor bedeckt beinahe die ganze Klinge: Klingenwurzel mit Kriegerdarstellung, anschliessend ein aus rhombischen Balkenvierecken bestehendes Muster, das sich bis zum Ort hinzieht.

Gesamtlänge: 98,5 cm, Gewicht: 720 g
Provenienz: Galerie Fischer, Luzern, 22. 6. 1960, Nr. 372.

Kommentar

Dieser Gefässtyp mit der charakteristischen «exzentrischen», lappenbestückten Knaufkappe, einem gewinkelten Griffbügel und Mitteleisen scheint französischen Ursprungs zu sein. Datierte Belegstücke verdanken wird dem Umstand, dass nachweislich seit März 1793 vom französischen Nationalkonvent, später vom Direktorium, auch den Konsuln und schliesslich von Kaiser Napoleon an verdiente Militärs geschenksweise Säbel abgegeben wurden. So erhielten auf Veranlassung des Direktoriums 1796 der «Citoyen Laurent Réaux: dit Bel Etoile», eingeteilt beim 5.Dragonerregiment sowie 1797 der Bataillonschef C. Ficher (für Fischer?) als Belohnung einen Ehrensäbel. Die Gefässe beider Waffen entsprechen dem Modell mit exzentrischer Knaufkappe etc., wobei der Säbel des Bataillonschefs von der «Manufacture à Versailles» geliefert wurde. Das zur Zeit des Direktoriums (1795 – 1799) möglicherweise in der seit 1793 von Boutet geleiteten Versailler Manufaktur entwickelte und bis in die ersten Jahre des Kaiserreiches hergestellte Säbelmodell fand vor allem bei berittenen Truppen Verwendung. Die in der Manufaktur von Versailles, generell in Paris bis zum Ende des Kaiserreiches kreierten Griffwaffen wurden in vielen Ländern des von Frankreich dominierten Kontinentaleuropa nachgeahmt. Obschon die vorliegende Waffe, vor allem das Gefäss, französischen Vorbildern verpflichtet ist, könnte es sich auch um ein deutsches Erzeugnis handeln.
(Für sachdienliche Hinweise danke ich Emile Joyet, Cheseaux VD).
Literatur: Aries, Armes blanches op. cit., Vol. XVII 1970, «Montures à calotte & branche simple, sabre de luxe ou de récompense, Directoire & consulat», fig. 1, «Montures en fer à calotte…, officiers de cavalerie légère 1793 à 1810», fig. 4. Vol. XXIV 1977, Montures à calotte & branche simple, branche de garde droite, armes de récompense», fig. 1. Lhoste/Resek, Sabres op. cit., S. 204/ 208.