Messinggefäss, aus gegossenen und geschmiedeten Teilen zusammengesetzt, vergoldet, berieben. Konischer, vasenförmiger, oben gerundeter Knauf, Halsansatz, grosser Vernietknauf, der Griffbügel begrenzt auf der Vorderseite einen durchbrochen gearbeiteten Dreiviertelkorb, Dekor: der preussische Adler sitzt auf einer rocaillenverzierten Konsole, hält sich mit der linken Klaue und umklammert mit dem rechten Fang ein Szepter. Auf der Brust des Adlers das Monogramm FRW (König Friedrich Wilhelm III., 1797 – 1840), über dem Adler eine grosse Krone. Im Hintergrund eine kleine Sonne mit durchbrochen gearbeiteten Strahlen als Anspielung auf die gegen Ludwig XIV. von Frankreich gerichtete Devise des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I. (1713 – 1740): «Non soli cedit». Zweiteiliges, aus nierenförmigen Hälften bestehendes Stichblatt, körperwärts mit Daumenbügel, kurzer Parierstangenfortsatz. Belederter, gerillter Griff (22 Rillen), Kupferdrahtwicklung.
Gerade, wohl etwas gekürzte Rückenklinge (Länge 82,6 cm, Breite 3,1 cm), die Wurzelhälfte weist beidseitig drei tiefe Kannelüren mit Durchbrechungen auf, die von einem
breiten Hohlschliff abgelöst werden, Bläuungs- und Vergoldungsspuren. Eisenscheide,
ursprünglich vorhanden, fehlt. Zugehöriges Schlagband: schwarzes Lederband, an beiden Rändern und in der Mitte gestickter Silberdekor, in feiner aus rechteckigen Gliedern bestehender Kettenform. Silber-Troddel mit Fransen.
Gesamtlänge: 98,4 cm, Gewicht (ohne Scheide): 1045 g
Provenienz: Aus dem Nachlass des Antiquars De Reyher, Lausanne 1951.
Der Kürassierdegen zählt zu den schönsten preussischen Blankwaffen, er wurde im 2. Viertel des 18. Jahrhunderts eingeführt und vermochte sich während beinahe 80 Jahren zu behaupten. Der in die Regierungszeit des Königs Friedrich Wilhelm III. zu datierende Degen fand nach 1798 möglicherweise auch beim Garde du Corps Verwendung, hatte doch Friedrich Wilhelm III. am 1. April 1798 für die Offiziere der Garde du Corps die Abschaffung der versilberten Degen und die Verwendung «gewöhnlicher» messingener und vergoldeter Kürassierdegen angeordnet. Auf Grund der hohen Konsole, auf welcher der Adler sitzt, den durchbrochenen Sonnenstrahlen, dem vasenförmigen Knauf, der grossen Griffrillenzahl lässt sich die Waffe in die Zeit um 1800 datieren. In der einschlägigen Literatur wird dieser Waffentyp zumeist als «Modell 1797» bezeichnet. Auch für die luxuriösere Version der während der Regierung Friedrich Wilhelms II. (1786 – 1797) eingeführten und auch noch später angeschafften Rückenklinge findet sich bei Windsheimer ein Belegexemplar. Mit drei Kannelierungen und in regelmässigen Abständen angebrachten kleinen, spitzovalen Durchbrechungen wurde eine Gewichtserleichterung und ein dekorativer Effekt erzielt, welche die Stabilität der Klinge nicht beeinträchtigen. Leider fehlt die im Inventar von 1982 aufgeführte Eisenscheide, das zugehörige Offiziers-Schlagband ist noch vorhanden.
(Alfred Wunderlich, Bonn, danke ich für die erteilten Auskünfte).
Literatur: Gerd Maier, Preussische Blankwaffen, 1. Teil (1700 – 1800), Biberach 1976, S. 93/109. Heinrich Müller, Das Heerwesen in Brandenburg und Preussen von 1640 bis 1806, Die Bewaffnung, Berlin 1991, S. 44/54. C. Kling, Geschichte der Bekleidung, Bewaffnung u. Ausrüstung des Königlich Preussischen Heeres, Weimar 1902/1912, 2. Bd., S. 155/156, 272/273, 436. Paul Pietsch, Formations- und Uniformierungsgeschichte des preussischen Heeres 1808 bis 1914, Hamburg 1966, 2. Bd., S. 66/70, Abb. 1/2. Die Bewaffnung und Ausrüstung der Armee Friedrichs des Grossen, Katalog, Rastatt 1986, S. 148/151. Bernd Windsheimer, ME FECIT POTZDAM, altpreussische Blankwaffen des 18. Jahrhunderts, Bissendorf 2001, S. 124/128, Abb. 353/358.