Eisengefäss, gequetschter, kugeliger Knauf mit Halsansatz und hohem Vernietknauf, der offene Griffbügel mündet in die lange Parierstange, beide aus schmalen Rundeisen, beide weisen kleine knopfartige Abschlüsse auf. Die grossen Griffringe wurden im Stichblatt vernietet. Die Oberkante des halbkugelförmigen Stichblattes ist gebörtelt, auf der Aussenseite montierte man um den Klingenansatz drei durchbrochen gearbeitete, übereinander gelegte Eisenbleche, welche beinahe die untere Hälfte der Glocke bedecken. Das kleinste dieser runden Bleche sowie dass zweite, ähnliche Blech, welches das Basisblech im Randbereich überlappt, weisen einen Blattrankendekor auf. Im Unterschied zu den zwei ersten Rundblechen endet das letzte Blech, welches das zweite ebenfalls überlappt, in grossen ausgeschnittenen Bogen. Griff mit feiner Eisendrahtwicklung, Türkenbünde.
Zweischneidige, schmale Klinge (Länge 106,5 cm, Breite 2 cm), im Ansatzbereich Mittelhohlschliff, dann sechskantiger Querschnitt mit feiner Mittelbahn, geschlagene Signatur,» SEBASTIAN / HERNANDEZ».
Gesamtlänge: 123,3 cm Gewicht: 960 g
Provenienz: Dr.Giesker, Zürich 1952.
Solingen lieferte in der 2.Hälfte des 17.Jahrhunderts nebst Klingen in zunehmendem Masse auch komplette Griffwaffen nach Spanien. Obschon die Klinge der vorliegenden Waffe mit dem Namen von Sebastian Hernandez, einem sehr bekannten im 2.Viertel des 17.Jahrhunderts in Toledo tätigen Klingenschmied gezeichnet ist, handelt es sich mit grösserer Wahrscheinlichkeit um ein Solinger Erzeugnis. So fehlt die für Hernandez nachgewiesene, werkstattsbezogene Schlagmarke. Die während der Blütezeit dieser Rapierart vor allem im 3. Viertel des 17. Jahrhunderts festzustellende, umgebogenen Aussenkante der Schale kam die Aufgabe zu die gegnerische Klingenspitze aufzufangen und zu brechen. Diese spezielle Kantenart, der sogenannte Brechrand, erhielt in Spanien die Bezeichnung , «rompe-puntas», in Frankreich, «brise-point». Anstelle der Schalenkante dienen bei der vorliegenden Waffe auf der Aussenseite der Glocke angebrachte, durchbrochen gearbeitete Eisenbleche als Klingenfänger. Ein Schalenrapier in der Slg.D.José Estruch y Cumella (Nr.702) mit der Signatur des Solinger Meisters Wihelm Dinger, dessen Alter 1700 mit 50 Jahren angegeben wird, ist mit einer vergleichbaren Schale ausgestattet. Wobei diese sowohl über einen Brechrand als auch eine kleine, aufgesetzte «Brechscheibe» verfügt. Ein weiteres Exemplar in der Slg. Estruch y Cumella (Nr.677) scheint nur über die kleine «Brechscheibe» zu verfügen. Wie ein Schalenrapiers in der Towersammlung zeigt, dienten auch auf der Glocke um die Klingenwurzel herum vernietete oder aufgelötete, wulstige Eisenringe als Klingenfänger. Weil bei Schalenrapieren nachweislich spanischer oder italienischer Fertigung diese kleinen «Brechscheiben» oder «Brechringe» auf der Glockenaussenseite bisher nicht festgestellt werden konnten, scheint es sich um eine deutsche «Erfindung» zu handeln. Allgemein ist darauf hinzuweisen, dass die oftmals durchbrochen gearbeiteten Gefässe nicht nur ästhetische Ansprüche befriedigen mussten, sondern mit ihren Durchbrüchen in begrenztem Umfang auch einem klingenbrechenden Einsatz dienlich waren. Vgl. Kommentare und Literatur zu den Schalenrapieren B 657, 673.
Literatur: Dufty, Swords & Daggers op.cit., S. 21, Tafel 34 c. Ewart Oakeshott, European weapons and armour, Norwich 1980, S.167-168. Seitz, Blankwaffen II op.cit., S.127-144, 265-268. Museo-Armeria de D.José Estruch y Cumella, Barcelona 1896/ Reprint 1976, Tafel 134, Nr.651, 702, Tafel 135, Nr.677. Albert Weyersberg, Solinger Schwertschmiede des 16. und 17.Jahrhunderts und ihre Erzeugnisse, Solingen 1926, S.18. Norman, Rapier & Small-Sword op.cit., S.174-179, Hilt 100.