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zur Zeit nicht ausgestellt
Inv.-Nr.: Be 199

Kurzschwert, «Glaive», französisch Mod.1794, Absolventen der «Ecole de Mars». Waffe nach Entwürfen des Malers Jacques-Louis David (1748-1825).

Messinggefäss, aus gegossenen und ziselierten Teilen zusammengesetzt, einige Gefässteile aus geschmiedetem Eisen. Massiver Griff von flach-ovalem Querschnitt, ganzflächiger Schuppendekor, darüber ein glatter, gequetscht-kugelförmiger Knaufabschluss, Vernietknauf. Parierstange in länglicher Quaderform, terz- und quartseitig schmale Borten, beidseitg trapezförmige Lappen mit phrygischen Mützen als Dekor. Die hohle Messingparierstange verdeckt die Basis eines ortwärts gerichteten Spangenpaars und den Ansatz des damit verbundenen Griffbügels. Die langen Spangen mit kugeligen Messingabschlüssen sowie der gewinkelte, offene Griffbügel bestehen aus geschmiedeten Vierkanteisen. Auf dem Griffbügelende eine geschlagene, verwischte Marke.
Zweischneidige Klinge, teilweise etwas korrodiert (Länge 49,8 cm, Breite 4,1 cm), eine geschlagene Marke verdeckt unter der Parierstange, rhombischer Klingenquerschnitt, im Ort dreieckig zugespitzt. Scheide, Messingblechkonstruktion, zwischen zwei U-förmigen als Seitenkanten dienenden Schienen wurden auf Mundhöhe sowie auf der Höhe der beidseitig angebrachten Tragringe Verbindungsbleche eingesetzt. Das Blech bei den Tragringen weist eine eingekratzte Besitzerangabe auf, «GIRARD Grenadier». Grosser Stiefel mit gestanztem Palmettendekor.

Gesamtlänge: 64,4 cm Gewicht (ohne Scheide): 1020 g
Provenienz: Marché aux puces, Paris 1955.

Kommentar

Am 13 Prairial An II ( 1.Juni 1794) beschloss der französische Nationalkonvent auf Vorschlag von Barère die Einrichtung einer revolutionären Kriegsschule, der Ecole de Mars, welche mehr als 4000 junge Männer in der Ebene von Sablons bei Paris in provisorischen Lagern zur militärischen Instruktion und Übungen vereinigte. Leiter war General Labretèche, der sich in der Schlacht von Jemmapes 1792 gegen Österreich ausgezeichnet hatte. Die Schüler wurden nach antikem Vorbild in vier Tausendschaften, «millerions», diese wiederum in Hundertschaften (centurions) eingeteilt. Je nach Waffengattung bezeichnete man die Schüler als Füsiliere (Infanterie), Grenadiere, Artilleristen, Sappeure usw. Sie erhielten keine eigentliche Uniform sondern ein Kostüm à l'antique, welches der bekannte Maler Jacques Louis David entworfen hatte. Dazu gehörte auch das Kurzschwert, welches an einem Schultergehänge getragen wurde. Die Truppengattungen scheinen Scheidenbespannung von unterschiedlicher Farbe verwendet zu haben, z.B. rot für Infanterie. Die Schule wurde im Oktober 1794 bereits wieder aufgelöst.
Literatur: Aries, Armes blanches op.cit., Vol.XXIII 1975, «Montures à l'antique ou à l'orientale, branches multiples ou tournantes, glaive de l'école de mars et Sabre de David». Christian Blondieau, Sabres Français, 1680-1814, Poitiers 2002, S.196-199. Jean Pierre Martin, Les armes blanches de la Révolution, La Tour-du-Pin 1985, S.99. Pétard, Sabres & Epées III op. cit., S. 118, 121, Nr. 313.