Messinggefäss, aus gegossenen und ziselierten Teilen zusammengesetzt, vergoldet, berieben. Olivenförmiger Knauf mit kurzem Hals, Schmalseiten des Knaufs gekantet, Vernietknauf. Beidseitig gleicher Knaufdekor: königlich dänisches Wappen von der Krone überhöht und der Kollane des Elefantenordens umrahmt. Sechskantiger Griffbügel in die Parierstange mündend, der sehr kurze Parierstangenarm endet in einer stilisierten Knospe mit Abschlussnoppen. Zweiteiliges Stichblatt mit nierenförmigen Hälften und wulstigen Borten. Das Stichblatt ist innen glatt und aussen dekoriert: im Zentrum um die Klingenwurzel ornamentaler Blattdekor, im ganzen Randbereich eine grosse, in zwei Bahnen laufende dänische Inschrift über fein punziertem Grund, «TIL EVIG ERINDRIG AF / INDFODSRETTTEN / DEN XXIX IIANUARII ANNO / MDCCLXXVI» (Zur ewigen Erinnerung an das «Geburtsgesetz» vom 19.Januar 1776). Die auf einer Stichblatthälfte aussen feststellbaren, kleinen, gravierten, ebenfalls vergoldeten Initialen» CB» dürften vom Gefässhersteller angebracht worden sein. Griffwicklung aus breiten, ährenförmig angeordneten und feinen, einfachen, vergoldeten Messingdrähten, zwei Zwingen.
Zweischneidige Klinge, teilweise etwas rostfleckig (Länge 80,5 cm, Breite 2,9 cm), volle Wurzel, im Ansatzbereich linsenförmiger Querschnitt, beidseitig mit dem gleichen verwischten Ätzdekor: dänisches Königswappen von der Krone überhöht und von der Kollane des Elefantenordens umrahmt. Die restliche Klinge weist einen asymmetrischen, rhombischen Querschnitt auf.
Gesamtlänge: 96,3 cm Gewicht: 680 g
Provenienz: Antiquar Tage Hansen, Kopenhagen, 8.8.1957.
In Übereinstimmung mit dem dänischen Gesetz vom 26.Januar 1776 über die Geburtsrechte, wurden den innerhalb der Grenzen von Dänemark, Norwegen oder Holstein Geborenen bei der Besetzung von staatlichen Stellen und anderen Chargen der Vorrang eingeräumt. Aus Dankbarkeit gründeten in der Folge die Offiziere und Soldaten der Bürgergarde von Kopenhagen im Sommer 1777 eine Schützenkompanie, die noch heute existiert. Während der Sommerzeit wurden jeweils sechs Schiessen abgehalten, wobei Gewehre, Degen und militärische Ausrüstungsteile als Preise abgegeben wurden. Die Preise versah man mit einer Inschrift, die an das Gesetz von 1776 erinnerte. Nachdem 1789 bei der dänischen Armee als Bewaffnung der Offiziere allgemein Säbel eingeführt wurden, scheinen auch bei den Preisen der Kopenhagener Schützenkompanie Säbel die Degen abgelöst zu haben. H.D.Schepelern dem wir eine Untersuchung dieser Schützengaben verdanken, erfasste 1975 28 Preisdegen mit zwei Stichblatttypen, A und B, welche die gleiche aber leicht unterschiedlich angeordnete Inschrift aufweisen. Das Stichblatt des vorliegenden Degens entspricht dem Typ B, wobei das Wort «IANUARII» zusätzlich verfälscht mit «IIANUARII» wiedergegeben wurde. Gegen 1800 scheint die Schützenkompanie die Abgabe dieser an das Gesetz von 1776 erinnernden Preise eingestellt zu haben. Schepelern nimmt an, dass insgesamt um die fünfzig Preisdegen abgegeben worden sind. Formal entsprechen Gefäss und Klinge dem dänischen Offiziersdegen Modell 1765/1766, der wiederum auf preussischen Vorbildern basiert. Auf den von Schepelern untersuchten Degengefässen fanden sich im Gegensatz zu dem Exemplar aus der Slg.Carl Beck keine Herstellerhiweise wie Marken oder Signaturen. Den zeitgenössischen Stellenwert des Preisdegens umschreibt Schepelern mit folgenden Worten: «It seems likely that the small-sword should have been the most popular shooting prize in the company, giving its owner the feeling of being an officer and a gentleman».
Literatur: Kay S.Nielsen, Danske Blankvaben, 1978, S.48-50, 71. H.D.Schepelern, Indfodsretskaarderne og andre Indfodsretsvaaben, in: Vaaben Historiske Aarboger , Bd.XXI, Kopenhagen 1975, S.33-52.